Die ursprüngliche Planung für dieses Jahr sah wieder eine Überführung an die schwedische Ostküste vor. Leider — aus späterer Sicht aber gar nicht so verkehrt, hatte ich Probleme mit der Findung einer Crew.
Und dann stellte sich heraus, dass Elske‘s Knie operiert werden muss. Termin Ende Februar. Genesungsdauer wohl drei Monate. Aber ob sie dann auch wirklich wieder voll einsatzfähig ist?
Folgendes denkbares Szenario: Ich mache wieder eine Überführung bis Höhe Kalmar, Elske kommt mit dem Auto zum Crewwechsel hinterher und zwei, drei Tage später stellen wir fest, dass es an Bord mit ihrem Knie doch nicht funktioniert. Dann hätten wir wieder die Situation wie im vergangenen Jahr, dass Elske wieder nach Hause muss und ich allein an Bord bin.
Also verständigen wir uns darauf, dass wir das mit der Überführung dieses Jahr sein lassen und irgendwann Ende Mai / Anfang Juni gemeinsam vorsichtig losfahren. Als grobes Ziel visieren wir vielleicht mal Bornholm — da waren wir das erste und einzige Mal 1978, auf Christiansø noch nie — und die Hanöbucht an.
Die Operation verläuft gut und wir sind noch voller Hoffnung, unsere Planung auch in die Tat umsetzen zu können.
Aber dann kommt alles ganz anders als gedacht und geplant.
Es kam dann nämlich Corona.
Für die Homepage und das Nachrichtenblatt unseres Vereins habe ich dazu folgenden Beitrag geschrieben:
Im Frühsommer war ich ja noch sehr unsicher, was die Segelei in diesem Sommer anbetrifft. Dann haben es uns die Dänen ja ermöglicht, wieder per Boot einzureisen. Daher fiel dann Ende Juni der Entschluss, auf Sommertour zu gehen.
„Dieses Jahr aber nicht nach Schweden“ war das Credo unserer Entscheidung, da uns erstens deren Umgang mit Corona nicht behagt und zweitens, zumindest zu dem damaligen Zeitpunkt eine Reise nach Schweden noch mit einer 14-tügigen Quarantäne bei Rückkehr nach Dänemark/Deutschland im Raum stand. Also dänische Gewässer bzw. genauer gesagt Jütlands Küste. Und das auch mit einem klaren Zwischenziel, da eine unserer Töchter am 8.8. heiraten wollte.
Im Nordostsee-Kanal wenig Schiffsverkehr. In Brunsbüttel liegen lediglich zwei Boote im Päckchen und in Rendsburg können wir uns einen Liegeplatz unter vielen freien Boxen aussuchen. Im Riverside beim RVR stehen die Tische auf der Terrasse weit auseinander.
Auch in Kiel-Schilksee gibt es viele freie Plätze. Eine Reihe von Festliegern ist wohl auch auf Tour aber Gastlieger sind nicht so zahlreich wie sonst.
Und dann nach Dänemark. In Sonderborg können wir uns Sonnabend Nachmittag! unseren Liegeplatz aussuchen. Im Hafen – und auch in der Stadt – überall Schilder „Hold Afstand“. Daran scheinen sich aber nur wenige Dänen zu halten. Die Restaurants sind drinnen und draußen alle voll und niemand – auch nicht die Bedienungen – trägt eine Maske. Gleiches Bild in den Geschäften. Dort ist die Anzahl der Kunden zwar begrenzt aber wir haben nicht den Eindruck, dass sich ernsthaft jemand darum kümmert. Und diejenigen, die eine Maske benutzen, werden doch etwas schief angesehen. Nur vereinzelt scheinen Leute die Abstandregel einzuhalten. Zwar ist an den Supermarktkassen wie bei uns eine Fußbodenmarkierung und die meisten Kunden richten sich auch danach, aber bei den Regalen und in den Gängen ist business as usual.
Wann immer wir auf bekannte Segler-Gesichter stoßen, wird natürlich über die dänischen Corona-Maßnahmen gesprochen. Und meist mit Unverständnis. Bezeichnend ist, dass viele sagen, dass sie die Sanitäranlagen in den Häfen gar nicht oder nur sehr eingeschränkt benutzen und ggf. eine Dusche im eigenen Cockpit vorziehen.
Mitte August steigen auch in Dänemark die Zahlen der Infizierten wieder. Und plötzlich gibt es eine Maskenpflicht in den öffentlichen Verkehrsmitteln. Wohl doch alles nicht so harmlos?
Egal – wir halten größtmöglichen Abstand und reduzieren die Nutzung der Sanitäranlagen in den Häfen auf das absolute Minium und hoffen so, uns auch an einem dänischen Ableger des Virus vorbei zu schummeln.
Insgesamt aber ist es in diesem Jahr im Vergleich zu den Vorjahren kein unbeschwertes Segeln. Hoffen wir für uns alle, dass wir gesund bleiben und in der nächste Saison wieder eine Schipperei ohne Einschränkungen erleben können.
Und hier wie gewohnt unser Schiffstagebuch 2020.

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